Es gibt wohl kaum ein anderes Gericht, das die Lausitzer von Zittau bis nach Guben, in Königs Wusterhausen, Bischofswerda und im Elbe-Elster-Kreis so eint wie Pellkartoffeln mit Leinöl und Quark.

Die ersten Spuren des sehr einfachen, aber köstlichen Gerichtes finden sich Mitte des 18. Jahrhunderts, als Friedrich der Große die Kartoffel mit einer List auf die Felder Brandenburgs und Preußens brachte. Skeptisch gegenüber der neuen Feldfrucht entwickelte sich das Interesse der Lausitzer Bauern erst langsam, als sie der König auf großen Feldern rund um Berlin zum Schein bewachen ließ.

In Nacht- und Nebelaktionen stahlen die Bauern nun Pflanzen, um sie auf ihren Feldern einzusetzen. Friedrich hatte sein Ziel erreicht: die Kartoffelkultur in der Lausitz begann und in nur kurzer Zeit entwickelte sich die nahrhafte Knolle zur Hauptnahrungsquelle der einfachen Bevölkerung.

Eine der einfachsten Zubereitungsformen war nun die Pellkartoffel, die anfangs nur in einer Pfanne mit Salz und Leinöl gewälzt wurde. Quark als eiweißreiche Beilage kam erst etwas später dazu und war zu Beginn auch wirtschaftlich „fetten Zeiten“ vorbehalten.

„Was macht den Lausitzer stark? Pellkartoffeln, Leineel und Quark.“

Mit diesem Vers trifft es Otto Lukas auf den Punkt, findet sich das vegetarische Gericht doch nun seit Mitte des 19. Jahrhunderts regelmäßig auf dem Speiseplan vieler Lausitzer Familien. Und es ist nicht nur günstig, sondern auch überaus gesund:

Kartoffeln – Die tollen Knollen sättigen langanhaltend durch ihren hohen Gehalt an Kohlenhydraten, bei einem gleichzeitig sehr geringen Fettanteil. Zusätzlich enthalten sie viele wertvolle Ballaststoffe, Eiweiß, Vitamine, Mineralstoffe und sekundäre Pflanzenstoffe.

Quark – Quark macht stark! Das eiweißreiche Milchprodukt stärkt die Knochen, unterstützt den Muskelaufbau und sorgt für eine ausgeglichene Darmflora.

Leinöl –Wohlverdient trägt das aus Leinsamen gewonnene Öl den Beinamen „Flüssiges Gold“, denn es enthält so viele wertvolle essentielle Fettsäuren wie sonst kaum ein anderes Speiseöl. Diese Fette sind für den menschlichen Körper lebensnotwendig, er kann sie aber nicht selbst herstellen.

Das Rezept (für 4 Personen)

 Zutaten

  • 500 g Magerquark
  • etwas Milch oder (Mineral-)Wasser
  • 1 Zwiebel, im Frühjahr frische Lauchzwiebeln
  • Salz
  • 1 kg vorwiegend hartkochende Kartoffeln, möglichst klein
  • frisches Leinöl aus der Lausitz

Zubereitung

  1. Zuerst werden die Kartoffelknollen mit Schale in Wasser gekocht, bis sie beim Hineinstechen mit einem spitzen Messer von der Schneide rutschen. Das dauert je nach Größe 10-15 Minuten.
  2. In der Zwischenzeit wird der Quark angerührt. Das kann mit Milch oder Wasser passieren – ein Schluck spritziges Mineralwasser macht ihn besonders cremig.
  3. Abgeschmeckt wird er schließlich mit Salz – seine Würze erhält der Quark durch die Zugabe kleingewürfelter Zwiebel, die im Frühjahr traditionell durch Lauchzwiebeln ersetzt wird.
  4. Sind die Kartoffeln gar, so werden sie nun bei Tisch geschält und mit dem Quark serviert. Das Leinöl wird je nach Familienart vorher untergerührt oder einfach über die Kartoffeln und den Quark gegeben.

Dieses traditionelle, puristische Rezept ohne viel Schnick-Schnack lässt sich dank Zutatenvielfalt heutzutage natürlich noch vielfach abändern oder auf dem Teller ergänzen:

Variationsideen

  • Frisch gehackte Kräuter wie Dill, Schnittlauch oder Petersilie verleihen dem Quark einen zusätzlichen Frischekick.
  • Freunde der mediterranen Küche können den Quark mit frischem Knoblauch und Thymian aufpeppen.
  • Auf einigen Lausitzer Tellern wird der Leinöl-Quark traditionell von der Sauren Spreewaldgurke, einem Stückchen Butter und einer frischen Scheibe Leberwurst vom Fleischer des Vertrauens begleitet.

Text: Jenny Böhme | Fotos: Jenny Böhme