Mit einer Streuobstwiese in Omas Garten fing alles an. Eine glückliche Kindheit mit Ponys, Hühnern, Enten, Hasen und Katzen hatte Martin Bäns bei den Großeltern in der Nähe von Bautzen. Ein Kinderparadies mit dem Geruch von frischgemähtem Heu und der großen Freiheit in den Sommerferien. In Erinnerung bleiben die Streifzüge durch die Natur und die leckeren Früchte aus dem Garten. Der Bäckermeister hat 2018 den großelterlichen Garten mit den alten Obstbäumen und Sträuchern übernommen.

Auf die Idee, Fruchtaufstriche zu kreieren kam Martin Bäns aber schon viel früher. Seit 2013 produziert er für das Senfmuseum in Bautzen scharfe Fruchtaufstriche. Diese Kooperation entwickelte sich über seine hauptberufliche Tätigkeit als Bäckermeister und Konditor in der Bäckerei Bäns GbR. Aus der ersten Fruchtidee, nämlich Senffrüchte herzustellen, entwickelt sich im Frühjahr 2018 die Gründung der 1. Bautzener Marmeladen Manufaktur. Ein dreiviertel Jahr hat der kreative Bäckermeister an den Rezepten getüftelt. Weihnachten desselben Jahres wurden Geschenkboxen für Familie, Freunde und Geschäftspartner als Kostprobe verpackt. Die Resonanz war ausgesprochen positiv und im April 2019 ging es in die Produktion. Für die Herstellung der Fruchtaufstriche mietet er stundenweise bei einem Bautzener Gastronomen die Küche. Dabei ist die Herstellungsweise noch wie zu Omas Zeiten, mit großem Topf, einem Rührlöffel und viel Zeit und Liebe.

Über das Partnernetzwerk der Kleenen Schänke in Cunewalde haben sich in kürzester Zeit interessante Projekte ergeben. Eine Knobinade wurde gemeinsam mit dem Landhof Gano entwickelt. Die Familie baut Lausitzer Knoblauch an. Aus der Sächsischen Spirituosenmanufaktur in Kirschau wurden beschwipste Früchte weiterverarbeitet. In Kooperation mit der Löbauer Bergquell Brauerei entstand das Pilsner Gelee für einen Kundenauftrag. „Ich kann alles zu Marmelade verarbeiten“, lacht Martin Bäns am Telefon. Woher kommt dieser Erfindergeist, frage ich nach. Für die Ausbildung zum Bäcker ging es 2000 nach Dresden. Die ersten Berufserfahrungen hat der Bäckerssohn im Familienbetrieb gesammelt, bevor er 2005 seinen Meister machte. Spezialisiert hat sich Bäns auf Hochzeits- und Eventtorten. Zusätzlich hat er 2003 eine wichtige Aufgabe für den Bäckernachwuchs übernommen und sitzt im Prüfungsausschuss der Innung. Für die Betreuung von französischen Austauschschülern fühlt sich der tüchtige Bautzener ebenfalls berufen. Langeweile kommt bei dem vollen Terminkalender nicht auf.

Hinter der Manufaktur liegt ein gutes Jahr. Der Online Shop hat sich erfolgreich entwickelt und die Fangemeinde wächst und reicht bis nach Amerika. Die erste Marmeladenbestellung aus den USA hat den jungen Unternehmer ein wenig überrascht. Ed aus Plattsburgh in New York am Westufer des Lake Champlain ist bei seinem Besuch in Bautzen auf die Marmeladen und Fruchtaufstriche gestoßen und war hellauf begeistert. Mittlerweile bestellt er trotz der stolzen Versandkosten regelmäßig seine süße Ration aus Bautzen. Marmelade ist nicht gleich Marmelade, informiert Martins Bäns weiter. In der Verordnung über Konfitüren von 1979 ist klar geregelt, dass Marmelade eigentlich nur heißen darf, wenn Zitrusfrüchte verarbeitet wurden. Alles andere sind dann Fruchtaufstriche oder Gelees, aber umgangssprachlich spricht man von Marmelade. Den höchsten Fruchtanteil von 73 Prozent in der Manufaktur erreicht die Sorte Sauerkirsche natura Espresso. Diese entstand in Kooperation mit der Kaffee – und Kakaorösterei Dresden.

Längst reichen die Früchte aus Omas Garten für die Produktion nicht mehr aus und es wird regional frische Ware dazugekauft. Für die Herstellung von Gelees liefert die Kelterei Kekila in Lawalde den Saft. Alle Früchte, die nicht aus unserer Region kommen, wie Mango und Aprikosen stammen von sorgfältig ausgewählten Produzenten und Lieferanten.

Für die Zukunft wünscht sich Martin Bäns, dass die Lausitzer genauer auf die Herkunft der Produkte schauen und vor Ort einkaufen. Dieser Kreislauf tut allen Beteiligten gut.

Text: Annett Miethe / Fotos: claudija-fotografie & Martin Bäns