Zwischen dem Spreewald und dem Lausitzer Seenland, im ehemaligen Bergbaugebiet, liegt das schmucke Örtchen Altdöbern mit seinen 2500 Einwohnern. Altbekannt im Ort ist das Schützenhaus, das frühere Kulturhaus Heinrich-Heine am Weinberg. Neu dagegen sind seit 2019 die Pächter, Juliane und Ronny Marko. Das Paar aus Berlin mit über zehn Jahren Erfahrungen im Eventbereich hat die altehrwürdigen Gemäuer übernommen und will mit viel Kultur, welche Livemusik, Theater, Kabarett, Lesungen, Ausstellungen, Märkte und die Ausstattung von Feierlichkeiten umfasst, einen Ort für Freizeit schaffen. In der kultigen Retro-Musikbar mit Biergarten trifft man interessante Leute und die Musikecke bietet für jeden Freizeitmusiker eine kleine Bühne zum Austoben, Gratisgetränke inklusive. Die Eventlocation mit knapp 500 qm Veranstaltungsfläche im südlichen Brandenburg bietet noch einen Konzertsaal und weiteren Raum für viele kreative Ideen für Arbeit, Freizeit und Selbstverwirklichung.
Ronny ist hier aufgewachsen und kennt das Kulturhaus noch aus den 80er Jahren. Gerne erinnert er sich an ein volles Haus mit legendären Konzerten. „Im Club sind früher Künstler wie Renft, Freygang, Keimzeit, Mutabor und auch Sido aufgetreten „bevor er richtig berühmt wurde“, schwärmt der gelernte Tontechniker. Legendär waren auch die Altdöberner open air-Konzerte, die Blues-Fans zu Tausenden anlockten.
Nach unserem Rundgang durch die Zeitgeschichte nehmen wir auf dem bequemen Sofa in der Bar Platz. Hier haben wahrscheinlich schon die Puhdys gesessen. Das Mobiliar ist ein Mix aus altem Hausbestand der 60ziger und 70ziger Jahre, einige alte Stücke wie das Küchenbuffet sind schon 100 Jahre alt. Der absolute Hingucker ist das Rückbüffet der Bar. Aus der alten gusseiserenen Garderobe mit großen, plumpen Blumenkästen hat der kreative Barbesitzer eine geniale Wand mit Lichteffekten gezaubert. Beim Blick in die Getränkekarte kommt Ostalgie auf. Grüne Wiese, Blonder Engel und Blutgeschwür hieß damals der Mix für eine gelungene Partynacht. Die „Grüne Wiese“, eine Mische aus Curacao, Orangensaft, Sekt erlebt dieser Tage eine Renaissance. Das Kulturprogramm erinnert an die wunderbaren alten Zeiten: Schwofen und Kassettenparty. Neu ist der METAL METTWOCH mit Mettbrötchen.
Auf der Karte finden sich vorrangig regionale Produkte. Der Hauswein Marbachs Wolfshügel kommt aus dem Muskauer Faltenbogen. Das bierbegleitende Speiseangebot wird gerade noch erweitert. Geröstete Kichererbsen und Trockenfleisch aus der Landfleischerei Bronkow bekommen wir zum Test in verschiedenen Geschmacksrichtungen serviert. Auf alle Fälle interessant und eine echte Alternative zur langweiligen Salzstange, ist unser Urteil. Schon länger auf der Speisekarte stehen Ciabatta mit Hummus oder klassische Bock- und Wienerwürstchen.
Wie kommt man auf die Idee für so ein Projekt auf dem Land?
„Der Wunsch für eine eigene Musikkneipe war schon länger in unseren Köpfen“ erzählt die gebürtige Thüringerin. Kennengelernt haben sich die zwei in Frankfurt am Main. Da war Juliane noch Azubi zur Veranstaltungskauffrau. Gemeinsam ging es für fast zehn Jahre nach Berlin. Hier hat das Paar am Rand der Metropole eher ländlich gelebt. Für den Job ging es nach Berlin Mitte oder nach Moabit. Diese langen Wege ließen sich seit der Geburt der Tochter immer schlechter organisieren. Die vielen Termine lassen sich nun durch die Selbstständigkeit auf dem Lande und mit Unterstützung der Großeltern flexibler bewältigen. Der Termin für die erste Veranstaltung 2019 stand fest im Kalender, bis zum Karneval im November sollte alles laufen. Der ehemalige Besitzer hatte erst im August die Räume übergeben und so war neben der Wiederbelebung des Tanztempels auch noch die Pächterwohnung herzurichten, die erst September bezogen werden konnte.
Die zwei Eventfüchse haben viele Ideen zur Belebung des Hauses: „Wir sehen uns nicht hauptsächlich als Animateur, sprich Veranstalter, sondern vielmehr als Anbieter einer Plattform, auf der sich alle austoben können. Ob es der ausgiebige Konzertbesuch ist oder die Probe deiner Newcomer-Band. Ob du als Rentner Handwerkskurse geben möchtest oder dein künstlerisches Hobby in einer Ausstellung zeigen willst. Yoga im angrenzenden Park oder regelmäßige Treffen mit der Krabbelgruppe. Das Leben hält mehr bereit als die bekannte Blase. Traut euch raus!“ gibt uns Juliane mit auf den Weg.
Text: Annett Miethe | Fotos: Paul Glaser